So halten Sie die Angst in Schach

Als hätten die zwei Jahre der Coronakrise mit Schreckensmeldungen, Lockdown und Kontaktbeschränkungen nicht gereicht, jetzt kommt die Angst rund um den Krieg in der Ukraine noch hinzu. „Die Menschen sind erschöpft und mürbe“, sagt die Therapeutin Kerstin Erl-Hegel.

Kerstin Erl Hegel INTERNET v4

Die Menschen reagieren unterschiedlich auf diese schwierige Zeit: Traute S. schaut nur einmal am Tag die Nachrichten. Die 82-Jährige grenzt sich ab, genießt trotzdem ihr Leben mit Freunden, Kindern und Enkeln, regelmäßigen Besuchen im Sportstudio und kurzen Reisen. Ihre Freundin Heidi F. ist dagegen vollkommen verängstigt. Die 78-Jährige weiß überhaupt nicht, wie sie die Nachrichtenflut einordnen soll, hat aus Angst kaum noch Freude am Leben und mag nicht mehr aus dem Haus gehen. Der Gedanke, dass der Krieg nach Deutschland kommt, blockiert sie.

 Kerstin Erl-Hegel ist Familientherapeutin und leitet mehrere Trauergruppen. Sie begleitet zahlreiche Senioren, die über das aktuelle Kriegsgeschehen sprechen wollen. Stichwort: Fernsehkonsum. „Man sollte den Nachrichtenkonsum dosieren.“ Vielleicht lieber nur morgens die Nachrichten schauen, dann kann ich tagsüber mit Freunden oder Nachbarn darüber sprechen. Die Macht der Bilder abends führt oft zu einer schlaflosen Nacht.

 Ängste können sich bei Alleinlebenden stärker entwickeln. Deshalb ist der Zusammenhalt so wichtig. „Rufen Sie bei einer Freundin an, von der Sie länger nichts gehört haben, oder klingeln Sie bei einer Nachbarin.“ Diese Kontakte, das ehrenamtliche Helfen bei der Erstversorgung der Flüchtlinge oder das Spenden helfen, um aktiv aus der Ohnmacht herauszukommen.

 Außerdem rät Kerstin Erl-Hegel, etwas Gutes für sich zu tun. Blumen auf dem Balkon zu pflanzen, regelmäßige Spaziergänge, der Besuch beim Friseur, schöne Musik bei einem Konzert oder vom CD-Player. Die schönen Dinge sind im Leben so wichtig, um den Dauerstress auszuhalten, denn eine schlechte psychische Verfassung hat negative Auswirkungen auf das Körperliche. Damit ist jedoch niemandem gedient.